Da mein Frauenarzt letzte Woche auf einer Tagung war musste ich die Befundbesprechung mit einer mir fremden Ärztin führen, bei der viele Fragen offen geblieben sind. Also gehe ich heute zu meinem Doc, um endlich alle meine Fragen beantwortet zu bekommen.
  
Ich bin ziemlich durcheinander seit der Diagnose. Ich habe auch immer noch Angst (trotz allem, was die Ärztin sagte), dass ich sterben werde. Was ist, wenn etwas schief läuft? Oder wenn doch Metastasen irgendwo hin gewandert sind? Oder, oder, oder… Ich glaube, es ist normal in der jetzigen Situation, ein wenig planlos und ängstlich zu sein, aber es fällt mir einfach schwer, rational an die Sache heran zu gehen.
  
Ich habe mich im Internet schlau gemacht und für mich sicher entschieden, dass ich beide Brüste amputiert haben möchte. Ich habe geforscht und gelesen, dass viele Frauen nach Jahren auch Brustkrebst in der anderen Brust bekommen haben. Das möchte ich für mich ausschließen,  auch wenn es keine 100% Sicherheit gibt. Ebenso die Tatsache, dass meine Mutter Brustkrebs hatte, motivierte mich zusätzlich zu diesem Schritt. Klar ist es eine extreme Entscheidung, und ich weiß wahrscheinlich jetzt auch noch gar nicht annähernd, was das alles wirklich bedeutet, aber ich fühle mich mit dem Gedanken am wohlsten.
  
Im Sprechzimmer versucht mein Doc, mir klar zu machen, dass ich das alles gut überstehen werde. Natürlich weiß er nicht – solange er den histologischen Befund der Lymphknoten nicht in Händen hat – ob der Tumor gestreut hat, aber er geht nicht davon aus.  Auch er erklärt mir, dass man bei der Größe des Tumors nicht brusterhaltend operieren kann. Ich sage ihm sofort, wie ich mich entschieden habe und frage wieder, ob es möglich sei, gleich beide Brüste abnehmen zu lassen. Er will den Befund der rechten Seite abwarten und dann erst eine Entscheidung fällen, aber es wäre generell möglich, wenn ich solche Ängste in mir habe.
  
Wir sprechen weiter über die bestehenden Möglichkeiten, die Brust nach der Amputation zu rekonstruieren – was für ein Wort. Von Implantaten bis hin zu Eigengewebe. Er bittet  mich, mir die verschiedenen Möglichkeiten und Techniken noch einmal genau von der plastischen Chirurgin erklären zu lassen, mit der er seit Jahren zusammen arbeitet und die mir die Brüste rekonstruieren wird. Der Termin ist schon morgen um 13 Uhr. Ich bin sehr froh, dass ich  alle meine Ärzte kennenlerne, die mich operieren werden. Das nimmt mir ein wenig  die Angst vor der Operation.
  
Dann fragt er mich fast beiläufig, ob ich nächsten Dienstag (1.8.17) Zeit habe, da an diesem Termin die Operation geplant werden kann. Was für eine Frage? Wer beantwortet diese Frage mit nein? Nein, ich kann leider nicht zu meiner lebensrettenden Operation kommen, ich habe doch einen Friseurtermin ausgemacht. 😉  Er sagt mir, dass er und auch die plastische Chirurgin in den Urlaub fahren werden und dass er die Operation vor seinem Sommerurlaub durchgeführt haben möchte.
  
Es ist wirklich alles sehr viel in so kurzer Zeit, aber ich muss jetzt stark sein, für mich und meine Familie!