Morgen geht’s ins Krankenhaus. Ich bin schon ziemlich nervös. Ich habe gerade erfahren, dass die Biopsie der rechten Brust glücklicherweise negativ ist. Das heißt sie ist krebsfrei. Meine Entscheidung, gleich beide Brüste abzunehmen, ändert sich dadurch jedoch nicht. Wie es mir wohl körperlich gehen wird nach der Operation? Werde ich große Schmerzen haben? Und wie wird es mir psychisch gehen. Ich habe große Angst. Meine Ärztin und mein Frauenarzt haben mich unabhängig voneinander vorgewarnt, dass es mir die ersten vierzehn Tage wahrscheinlich nicht so gut gehen wird. Die Operation beziehungsweise die Zeit danach kann mit starken Schmerzen verbunden sein. Wenn alles glatt läuft, soll ich voraussichtlich 4-7 Tage im Krankenhaus bleiben.
  
Wir haben uns lange und gut überlegt, was wir unserer Tochter sagen und wie wir ihr alles erklären sollen – sie ist ja schließlich erst vier Jahre jung. Wir wissen, wie taff sie ist für ihr Alter, wie gut sie verstehen kann und wie schnell sie Dinge mitbekommt, die eigentlich nicht für Ihre Ohren bestimmt sind…☺ Wir haben uns deshalb dafür entschieden, ihr die „Halbwahrheit“ zu erzählen. Wir erklären ihr, dass ich für einige Zeit ins Krankenhaus muss, um an der Brust operiert zu werden – das Wort „Krebs“ jedoch, ist nicht gefallen.
  
Wir haben nun eine wirklich schwierige Zeit vor uns. Laut der Ärzte soll ich mich auf mich selbst konzentrieren, damit ich schnell wieder gesund werde. Aus diesem Grund haben wir uns, gemeinsam mit meinen Eltern überlegt, wie wir die ganze Situation so angenehm wie möglich für uns alle gestalten können. Da wir ja sowieso übernächste Woche nach Deutschland zu der Hochzeit meines Bruders reisen möchten, haben wir beschlossen unsere Tochter und unseren Hund, meinen Eltern mit nach Deutschland zu geben. Wir haben ihr erzählt, dass sie Ferien hat und mit Omi und Opi mitfahren darf. Sie hat sich sehr gefreut. Sie ist dann bei Ihren Großeltern und kann auch alle Ihre Cousinen, Cousins, Tanten und Onkel sehen.
  
Leicht fällt mir diese Entscheidung jedoch nicht. Ich kann mir nur schwer vorstellen, sie in dieser Zeit nicht bei mir zu haben beziehungsweise überhaupt von ihr getrennt zu sein. Wir glauben aber, dass es für sie am besten ist, nicht jeden Tag mit ins Krankenhaus kommen zu müssen – ich weiß ja nicht einmal, wie es mir gehen wird. Sie soll mich und meinen Mann nicht „leiden“ sehen. Mein Mann kann dann einfach die ganze Zeit bei mir sein, ohne das „Drumherum“ organisieren zu müssen. So brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, wie wir sie bestmöglichst versorgen und Zeit mit Ihr verbringen können. Wir wissen aber, geht es ihr prächtig in Deutschland, dann geht es uns auch gut.
  
Meine Eltern, unsere Tochter und unser Hund reisen also heute noch ab. Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn sie alle bleiben könnten. Das wäre jedoch ziemlich egoistisch. Und irgendwie bin ich auch wiederum froh, wenn sie mich nicht erschöpft und ausgelaugt im Krankenhaus mit Schläuchen und Nadeln im Arm herumliegen sehen. Es ist schon gut so, wie wir das entschieden haben.
  
Eine andere große Entscheidung haben wir mit unserem Geschäft getroffen. Wir werden es in der nächsten Zeit geschlossen lassen. Eine Aushilfe haben wir nämlich leider nicht und jemanden extra anzulernen, schaffen wir auch nicht mehr. Es ist zwar alles andere als optimal, doch ich brauche meinen Mann nun ganz besonders und er soll bei mir sein, so oft es nur geht. Das lässt sich mit dem Geschäft leider nicht vereinbaren.