Seit der Hochzeit ist eine aufregende Woche vergangen. Leider sind wir wegen unseres Geschäftes schnell wieder zurück nach Wien gefahren. Mein Mann hat die ganze Woche gearbeitet, obwohl ich ihn eigentlich eher zuhause gebraucht hätte. Ich fühle mich alleine überhaupt nicht wohl und es quälen mich immer noch die Schmerzen. Ich bin nur sehr eingeschränkt beweglich. Ich kann mir nicht einmal einen Zopf alleine binden. Ich hänge gerade ziemlich in der Luft, fühle mich nutzlos und muss ständig umsorgt werden. Und das Schlimmste von allem ist, dass wir unsere Tochter in Deutschland gelassen haben, weil ich mich nicht gut um sie kümmern kann. Das haben wir ziemlich kurzfristig beschlossen, weil sie uns sagte, sie wolle so gerne noch bei „Momi und Mopi“ bleiben. Sie kommt zwar bald schon mit meinen Eltern wieder hier her, aber ich war so glücklich, sie bei mir zu haben, dass es mir jetzt umso schwerer fällt, wieder ohne sie sein zu müssen. Aber bei meinen Eltern ist sie bestens aufgehoben und da es ihr eigener Wunsch war dort zu bleiben, kann ich damit einigermaßen gut umgehen.

Aufregend ist die Woche deswegen, weil ich mir mal wieder ziemlich große Sorgen um meine linke Brustwarze mache. Die sieht dermaßen grauslich aus – so verkrustet und verklebt. Auch wenn mein Doc gesagt hat, dass alles wieder gut wird, hat sie sich in der letzten Woche eher zum Negativen entwickelt. Ich kann zwar duschen, aber wohl fühle ich mich dabei nicht gerade. Ich habe ständig Angst, dass wieder ein Stück abfällt. 

Ich mache mir gerade aber nicht nur Sorgen um meine Brustwarze, sondern auch um die eingesetzten Expander. Es ist alles so stark angeschwollen, verformt und sieht gar nicht gut aus. Es sieht sogar so aus, als hätte ich noch Brüste – so sehr ist alles angeschwollen. Ich bin zwar im ständigen Kontakt mit meiner Ärztin, die mir sagt, solange ich keine Rötungen, Überwärmung oder Fieber habe, müssen wir uns keine Sorgen machen. Sie sagt, es sind wohl Wundflüssigkeitsansammlungen auch Serome genannt, die nicht schlimm sind. Doch ich habe trotzdem ständig Angst, dass sich etwas entzündet und die Expander dann wohlmöglich wieder raus müssen. 

Es ist im Laufe der Woche dann sogar so schlimm angeschwollen, dass ich aus purer Panik heute lieber schnell zu meiner Ärztin gedüst bin. Sie hat einen Ultraschall gemacht, alles abgetastet und mir dann aber die Entwarnung gegeben. Es ist wirklich alles in Ordnung. Wie vermutet, ist es nur Wundflüssigkeit, die sich in der gesamten rechten und linken Brust angesammelt hat. Ich soll aber sicherheitshalber ein starkes Antibiotikum nehmen, damit sich auf keinen Fall etwas entzündet. Zu der Brustwarze sagt sie, dass diese in der Tat nicht so gut aussieht. Aber erst beim nächsten Termin am Montag werden wir mehr wissen, denn  jetzt könne sie da noch nicht „dran gehen“, da alles noch etwas nässt. Es soll noch heilen.

Ich bin fast in Tränen ausgebrochen. Erstens weil ich so froh bin, dass mit den Expandern alles in Ordnung ist. Und zweitens, weil ich Panik habe, dass doch noch etwas mit der Brustwarze passiert. Derzeit bin ich ziemlich empfindlich. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut, sodass ich eigentlich nur heulen könnte. Auch wenn nichts passiert, bin ich traurig und unglücklich. Ich fühle mich außerdem hässlich so ohne Brüste. Auch wenn ich weiß, dass sie rekonstruiert werden, spüre ich momentan diese Unsicherheit, ob alles wirklich so verläuft, wie ich mir das vorstelle und wünsche. Mein Mann hat sich bisher auch immer noch nicht getraut, sich meinen Oberkörper anzusehen. Ich bin zwar einerseits sehr froh, dass er da so ehrlich ist und es sich nicht ansieht, wenn er das nicht möchte. Andererseits habe ich schreckliche Angst, dass es nie wieder so sein wird wie früher. Dass er es sich vielleicht nie wieder gerne ansehen oder geschweige denn anfassen möchte. Nicht einmal ich weiß, wie das alles einmal fertig aussehen wird. Meine Gefühle sind derzeit ein ständiges auf und ab. Ich muss mich ziemlich oft von Freunden oder Verwandten aufbauen lassen, damit ich mich nicht ganz hängen lasse – auch wenn das eigentlich nicht meine Art ist. Vor allem weiß ich in guten Momenten auch nicht wirklich, wieso ich diese negativen Gedanken in mir trage. Ich sollte doch eignetlich einfach nur froh sein, wie alles verlaufen ist.